Hinweise für Seelsorge an Gefährdeten und Verzweifelten

Viele Menschen empfinden eine Art Hoffnungslosigkeit. Dieses Gefühl wirkt sich fatal aus und weckt bei einigen den Wunsch, nach einem Ausscheiden aus dem Kreislauf des Lebens. Das Leben von mehr als zehntausend Personen in Deutschland endete im Jahr 2022 durch Suizid (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/suizid.html).

Auch Menschen mit einem christlichen Hintergrund drücken immer wieder ihre Hoffnungslosigkeit aus. Sie sehen in ihrem Leben immer weniger Sinn. Dieses weckt den Gedanken nach Selbsttötung.

Vor dem ersten Gedanken an Selbsttötung kann sich keiner schützen. Jedoch vor wiederkehrenden Gedanken und dem Wunsch nach einem freiwilligen Ausscheiden aus dieser Welt, kann und muss geschützt werden.

Folgende Aussagen sind größtenteils dem Buch von J. Johnston, „Warum Selbstmord?“ entnommen. Sie können Seelsorgern helfen, eine gewisse Klarheit über den Themenbereich des Selbstmords zu bekommen und die begleitende Aufgabe klarer vor Augen zu haben.

1. Zieh dich nicht von der selbstmordgefährdeten Person zurück, auch wenn er/sie dieses von dir verlangt. Im tiefen Inneren wünscht er/sie, dass du in der schwersten Stunde in der Nähe bleibst, um zu schützen und zu helfen.
2. Agiere wie ein Detektiv. Halte Ausschau auf Problemhinweise. Stelle Fragen, z.B. „Mir scheint es, du magst dich nicht. Lass uns darüber reden“. Falls die Person zugibt, Selbstmordgedanken zu haben, frage, „Hast du einen Plan, wie du den Gedanken ausführen willst?“ Erkundige dich nach den Details.
3. Höre aufmerksam zu. Dein Gegenüber muss den Eindruck gewinnen, dass jemand sehr aufmerksam zuhört. Achte dabei auf indirekte Hinweise der gefährdeten Person.
4. Wähle die richtigen Worte. Diese könnten sein:
a. Ich wusste nicht, wie ernst deine Situation ist. Bitte erzähle mehr davon.
b. Es hört sich so an, als ob du jede Hoffnung verloren hättest. Mit wem hast du darüber gesprochen? Komm, lass uns jetzt miteinander reden.
c. Ich will nicht, dass du dir weh tust. Ich kann dir auch nicht helfen, aber ich kenne jemand, der dir helfen kann. Komm wir gehen zu ihm/ihr.
d. Ich will gerne zuhören. Bitte erzähle von dem, was dich in diese Situation geführt hat. Ich habe Zeit, um zuzuhören.

Bitte benutze NIEMALS folgende Sätze:

– Es wird schon alles werden; du schaffst es schon.
– Dein ganzes Leben ist vor dir; schau mal wie schön es ist.
– Du hast falsche Gefühle; diese werden schon vergehen.
– Du wirst und kannst dir nichts antun.

5. Setze dich ein. Eine sofortige Aktion wirkt sich oft lebensrettend aus.
a. Bete für die gefährdete Person.
b. Stelle die „richtigen“ Fragen.
c. Teile die Telefonnummern von professionellen Seelsorgern mit.
d. Falls ein Selbstmordplan besteht, bemühe dich die Instrumente (Seil, Auto, Messer usw.) zu entfernen.
e. Falls die Hilfestellung abgelehnt wird, informiere die Eltern, Verwandten und Freunde über den Ernst der Situation.
f. In unmittelbarer Gefahr, rufe die Polizei an.

Die Statistik besagt, dass ein Versuch der Selbstvernichtung 10 Mal höher ist, als die vollendete Selbsttötung. Häufig kommt es zu Wiederholungen des Versuchs.

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